Am Samstag, 22. Juni um 10.30 Uhr findet die Carolinensieler Schiffsandacht in besonderer Form am Strand von Harlesiel statt. Anlässlich des 10. Geburtstages der Anerkennung des Wattenmeeres als Weltnaturerbes richten das Deutsche Sielhafenmuseum, die evangelische Kirchengemeinde Carolinensiel, die katholische St. Bonifatius Gemeinde in Wittmund und das Nationalpark-Haus Carolinensiel eine ökumenische Andacht unter dem Motto „Grenzenlose Weite?“ direkt am Wattenmeer aus.
Das Wattenmeer wurde 2009 in die Liste des Welterbes aufgenommen und steht damit auf einer Stufe mit dem berühmten Grand Canyon in den USA. Das Weltnaturerbe bietet rund 10.000 Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause, die sich auf faszinierende Art und Weise an die Dynamik der Gezeiten angepasst haben. Außerdem bietet es zahlreichen Zugvögeln gerade im Frühjahr und Herbst den idealen Lebensraum um sich für die weiten Flüge richtig satt zu fressen. Mit dem 10. Weltnaturerbe-Geburtstag feiern wir den Schutz und auch den Erhalt dieses einzigartigen Lebensraumes.
Auch bei der 23. Schiffsandacht wird die Schiffsglocke des Auswandererschiffs JOHANNE aus dem Inselmuseums Spiekeroog wieder im Mittelpunkt stehen. Anders als in den Vorjahren wird aber nicht nur aller Menschen gedacht wird, die im vergangenen Jahr ihr Leben auf See verloren haben. Vielmehr wird der Umgang des Menschen mit der ihm anvertrauten Natur thematisiert und die Grenzen des Menschenmöglichen aufgezeigt.
Die Glocke der JOHANNE wird eigens vom Vorsitzenden des Museumsvereins Dieter Mader und seiner Frau Marlies nach Harlesiel überführt. Die JOHANNE war ein Auswandererschiff, das 1854 auf seiner Jungfernfahrt von Bremerhaven nach Baltimore mit 216 Passagieren an Bord vor der Insel Spiekeroog im Sturm strandete. Über 80 Auswanderer, Männer, Frauen und Kinder, ertranken. Dieses Unglück war einer der Auslöser für die Gründung des „Vereins zur Rettung Schiffbrüchiger an den ostfriesischen Küsten“ im Jahr 1861, aus dem später die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hervorgegangen ist.
Nach Recherchen der Familie Mader sind 187 Schiffe aus 61 Ländern als Totalverlust im Jahr 2018 verzeichnet. Hinter dieser Zahl von 187 Schiffsuntergängen verbergen sich 674 tödlich verunglückte und vermisste Menschen. Trotz aller technischer Errungenschaften und optimaler Rettungsorganisation können längst nicht alle gerettet werden. Selbst bei uns im Wattenmeer gibt es immer wieder Unglücke mit tödlichem Ausgang. Das größte Schiffsunglück mit den meisten Toten ereignete sich auf dem Viktoriasee in Tansania am 20. September. Eine mit 400 Passagieren überladene Fähre sank 50 m vom Pier der Ukara-Insel entfernt. 224 Menschen starben. Nach dem Bericht der UNHCR ertranken 2018 außerde im zentralen Mittelmeer im Schnitt jeden Tag sechs Menschen bei dem Versuch das Mittelmeer zu überqueren. Insgesamt starben mindestens 2.275 Menschen zwischen Libyen und Europa.
Die 23. Schiffsandacht wird gleichzeitig die letzte in dieser Form mit internationalem Schiffsgedenken sein. Zukünftige Andachten am Museumshafen in Carolinensiel oder am Strand in Harlesiel sollen allgemein das Thema Meer, seine Schönheit, seine Gefahren und auch seine Bedrohung durch den Menschen zum Inhalt haben.
Musikalisch begleitet wird die Andacht vom Shantychor Carolinensiel und dem Posaunenchor Berdum.