Viel bewegt:
Die Kreisverwaltung Wittmund blickt auf das erste volle Tätigkeitsjahr der zentralen Anlaufstelle für Migrantinnen und Migranten zurück. Die neue Anlaufstelle wurde im August 2019 im Zuge der Umsetzung des zuvor erarbeiteten Integrationskonzepts für den Landkreis eingerichtet. Sie stellt ein freiwilliges Angebot für neu Zugewanderte dar, dessen Schwerpunkt auf den Themenbereichen Spracherwerb und Arbeitsaufnahme liegt. Zu ihren Aufgaben gehört es, alle dem Landkreis neu zugewiesenen Asylbewerber(innen) einzuladen und ihnen Unterstützung bei der Suche nach Sprachkursen oder berufsbezogenen Maßnahmen anzubieten.
Zu diesem Zweck führt die Anlaufstelle eine Datenbank, in der unter anderem die Sprachkenntnisse, die beruflichen Qualifizierungen und die Arbeitserfahrungen der Zugewanderten erfasst werden. „Das Angebot fand einen guten Anklang, sodass bis Ende des Jahres 2020 genau 125 Vermittlungen in diverse passende Kurse und Maßnahmen vorgenommen wurden“, berichtet Tanja Schneider. Das Ziel besteht darin, die Kund(inn)en auf ihrem Weg zu begleiten, bis sie im Idealfall sicher in einem Arbeitsverhältnis angekommen sind.
Darüber hinaus fungiert die Anlaufstelle, die im Ordnungsamt der Kreisbehörde angesiedelt ist, auch als Ansprechpartnerin für jegliche Probleme, die in Zusammenhang mit dem Leben in Deutschland auftreten können – etwa, wenn es um Behördenkontakte, die Gesundheit, die Mobilität oder das Wohnen ganz allgemein geht. Ansprechpartnerin Tanja Schneider unterstützt entweder selbst bei der Klärung oder vermittelt die Ratsuchenden dann an geeignete Ansprechpartner, wie etwa an Beratungsstellen, an hiesige Vereine und an ehrenamtliche Unterstützer. Auch diese allgemeinen Anliegen der Ratsuchenden werden in der oben genannten Datenbank aufgenommen, die inzwischen knapp 200 Personeneinträge umfasst.
Die Anlaufstelle führt zudem eine Aufstellung der Deutschkurse und der Qualifizierungsangebote für Migrant*innen im Landkreis Wittmund, die auf der Homepage des Landkreises zur Verfügung gestellt und regelmäßig per E-Mail an Interessierte versendet werden. Darüber hinaus organisiert die Anlaufstelle in Abständen koordinierende Netzwerktreffen mit den Beteiligten der Sprachförderung und steht in engem Austausch mit allen Bildungsträgern des Landkreises, die Kurse für Migrant(inn)en anbieten. Außerdem arbeitet sie mit dem Sprachbildungszentrum der Landesschulbehörde in Aurich und auch den Schulen im Landkreis zusammen, um Unterstützung bei der sprachlichen Förderung von Schülerinnen und Schülern und der Kommunikation mit Eltern zu organisieren.
Anfang 2020 übernahm die zentrale Anlaufstelle die Verantwortung für die Durchführung der aus Kreis- und Landesmitteln finanzierten Sprachkursreihe „Mama lernt Deutsch“. Die niederschwelligen Deutschkurse, die in allen vier Gemeinden des Landkreises stattfinden, zielen auf Mütter mit Kleinkindern ab, die noch nicht in einer Kindertagesstätte betreut werden. So soll den Müttern der Zugang zur Landessprache und die Einbindung in das gesellschaftliche Leben frühzeitig ermöglicht werden. In der sehr ländlichen Gemeinde Holtriem, in der die Wege lang sind, wurde zusätzlich bereits ein Fahrdienst organisiert, damit alle interessierten Mütter den Kurs erreichen können.
Angesichts der andauernden Corona-Krise leitete die Anlaufstelle auf digitalem Wege mehrsprachige Informationen über das Virus und angemessene Verhaltensweisen an ihre Kund(inn)en weiter. Darüber hinaus nahm sie an einer Päckchenaktion des Familien- und Kinderservicebüros mit kreativen Spielideen für Kinder teil, die die KiTa oder Schule nicht besuchen konnten. Da die originäre Tätigkeit der Abteilung Migration und Teilhabe durch die Pandemie zeitweise stark einschränkt war, wurde dort spontan ein Projekt zur Koordinierung von Nachbarschaftshilfe umgesetzt, an dem die Anlaufstelle maßgeblich beteiligt war. Neben Einheimischen meldeten sich zahlreiche Migranten als freiwillige Helfer.
Im Spätsommer führte die zentrale Anlaufstelle im Zuge der Ausbildung neuer Familienlotsen durch das Familien- und Kinderservicebüro ein interkulturelles Training mit den angehenden Lotsinnen durch.
In Kooperation mit dem MigrantenElternNetzwerk Niedersachsen und dem Familien- und Kinderservicebüro des Landkreises fanden, ebenfalls im Spätsommer, zudem zwei Informationsveranstaltungen zu den Themen Schule und Beruf statt, die auf Deutsch, Arabisch und Persisch gehalten wurden. Mit jeweils 25 bis 30 Teilnehmenden waren diese Angebote gut besucht, in erster Linie von Migrant(inn)en, aber auch von professionellen Partnern, wie den Mitarbeiterinnen des Bundesprojekts KiTa-Einstieg, den Berufsberaterinnen der Bundesagentur für Arbeit und der Vertreterin des Pro-Aktiv-Centers des Landkreises, die die Veranstaltungen durch eigene Beiträge bereicherten.
„Die zentrale Anlaufstelle hat außerdem mit der Erstellung von Informationsmaterialien für Migrant(inn)en begonnen, die ihnen das Leben hier im Landkreis erleichtern sollen“, berichtet Tanja Schneider weiter. Das erste Projekt in dieser Reihe, ein mehrsprachiger Flyer zum Thema „Umzüge“, wird Anfang 2021 fertiggestellt. Für das begonnene Jahr hat sich die zentrale Anlaufstelle das Ziel gesetzt, die neu aufgebauten Strukturen zu festigen und weiter zu entwickeln. Es gebe noch viel zu tun im Landkreis.