Niedersächsische Elbtalaue und Niedersächsisches Wattenmeer gehören zum Weltnetz der Biosphärenreservate
Am heutigen 3. November wird weltweit zum ersten Mal der ‚Internationale Tag der UNESCO-Biosphärenreservate‘ begangen. Mit dem ‚Niedersächsischen Wattenmeer‘ und der ‚Niedersächsischen Elbtalaue‘ gehören zwei niedersächsische Gebiete zum Weltnetz der insgesamt 738 Biosphärenreservate. Mit der Moorlandschaft Drömling steht bereits ein weiteres Gebiet in den Startlöchern für die Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat.
Das Niedersächsische Wattenmeer wurde bereits 1993 von der UNESCO anerkannt und das länderübergreifende UNESCO-Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ besteht seit 1997 und umfasst fünf Bundesländer von Sachsen-Anhalt bis Schleswig-Holstein, dazu gehört die Niedersächsische Elbtalaue. Der Drömling, eine ausgedehnte Niederungs- und Niedermoorlandschaft, befindet sich aktuell auf gemeinsame Initiative von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen im Anerkennungsverfahren.
In den Biosphärenreservaten arbeiten die Länder gemeinsam mit den Akteuren vor Ort für ein vorbildliches Miteinander von Mensch und Natur. Denn Biosphärenreservate sollen als Reallabore für modellhaftes und nachhaltiges Wirtschaften fungieren. Von zunehmender Bedeutung sind neue Antworten auf die drängenden Fragen wie Biodiversitätsverlust und Klimawandel integriert angegangen werden können.
Außerdem zählen die folgenden Punkte zu den Aufgaben der Biosphärenreservate:
· Erhalt der biologischen Vielfalt und Unterstützung einer nachhaltigen Land- und Ressourcennutzung
· Förderung nachhaltiger ökonomischer und sozialer Entwicklung
· Bildung für Nachhaltigkeit sowie Forschung und Monitoring
Neben der Schutz-, Entwicklungs- und Bildungsfunktion dienen UNESCO-Biosphärenreservate auch der internationalen Vernetzung und Zusammenarbeit. Zum Weltnetz der Biosphärenreservate gehören aktuell 738 UNESCO-Biosphärenreservate in 134 Staaten.
Um die einzelnen Biosphärenreservate herum bilden sich weitere lokale Netzwerke: Betriebe und Institutionen aus verschiedenen Bereichen können sich als Biosphärenreservatspartner zertifizieren lassen. Dafür müssen sie anhand eines Kriterienkatalogs nachweisen, dass sie umweltgerecht wirtschaften und den Schutz der Natur, den Klimaschutz sowie die regionale Wertschöpfung unterstützen. Ein wichtiger Partner ist die Tourismusbranche: „Die Biosphärenreservate sind prädestiniert für die Weiterentwicklung des sanften, nachhaltigen Tourismus'“ sagt der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies und kündigt an, dass er dieses Thema auch in seiner künftigen Rolle als Wirtschaftsminister weiter auf der Agenda haben wird und. Lies möchte die Menschen in Niedersachsen zum umweltfreundlichen Reisen in ihre Biosphärenreservate motivieren: „Vielleicht nehmen Sie den Tag der Biosphärenreservate zum Anlass, Besuche in diese schönen Gebiete zu planen. Alle niedersächsischen Biosphärenregionen haben attraktive Landschaften und interessante Modellprojekte, die man vor Ort in den Informationseinrichtungen der Biosphärenreservate kennenlernen kann“, sagt der Minister. Dabei sind die Gebiete zu allen Jahreszeiten attraktiv, jetzt im Herbst und Winter könne man beispielsweise große Schwärme von Zugvögeln beobachten, die Ruhe der Natur sowie die besonderen Attraktionen und regionalen Spezialitäten genießen.
Nähere Informationen erhalten Sie über die Webseiten der Biosphärenreservate:
https://www.elbtalaue.niedersachsen.de/startseite/
https://www.biosphaerenreservat-droemling.de/
Hintergrund
Das UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) wurde 1970 eingerichtet und ist das erste globale Programm, das sich mit Mensch-Umwelt-Beziehungen beschäftigt. Hierbei sind Biosphärenreservate international repräsentative Modellregionen, in denen Lebens- und Wirtschaftsweisen modellhaft erprobt werden. Weltweit bilden 738 UNESCO-Biosphärenreservate aus 134 Staaten ein einmaliges Weltnetz. In Deutschland sind 16 UNESCO-Biosphärenreservate anerkannt, deren Fläche etwa drei Prozent der Landesfläche ausmacht. Sie werden alle 10 Jahre von der UNESCO auf ihre Qualität überprüft.
Über das Ziel, eine zukunftsfähige Entwicklung im Biosphärenreservat modellhaft zu erproben, haben die deutschen Biosphärenreservate 2022 mit der gemeinsamen PR-Kampagne https://verrueckt-auf-morgen.de/ informiert.
Das Niedersächsische Wattenmeer wurde bereits 1993 als UNESCO-Biosphärenreservat anerkannt und feiert Ende November 2022 sein 30jähriges Jubiläum. Ausschlaggebend für die damalige Anerkennung war die im Wattenmeer intensiv betriebene Ökosystemforschung. Derzeit umfasst das Biosphärenreservat mit seiner großen Kern- und Pflegezone das Gebiet des gleichnamigen Nationalparks in dessen Grenzen aus seinem Gründungsjahr 1986. Hier steht die Natur im Vordergrund: aufgrund ihres außergewöhnlichen universellen Werts von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt und als Nationalpark geschützt.
Seitdem hat sich die Funktion der Biosphärenreservate gewandelt: Seit der Festlegung auf die sogenannten Sevilla-Strategie fungieren sie als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung. Mit der Verabschiedung des Lima-Aktionsplans im Jahr 2016 unterstützen die UNESCO-Biosphärenreservate in besonderem Maße das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele der UN durch die Erprobung nachhaltiger Wirtschafts- und Lebensweise im Rahmen von Projekten. Um dieser erweiterten Funktion der Biosphärenreservate zu entsprechen, waren die Kommunen an der niedersächsischen Nordseeküste und auf den Ostfriesischen Inseln im Rahmen eines umfangreichen Beteiligungsprozess seit Anfang 2019 dazu eingeladen, gemeinsam Maßnahmenideen und Projektvorschläge für eine nachhaltige Entwicklung der Wattenmeerregion zu erarbeiten und auf kommunaler Ebene zu diskutieren. 12 Kommunen haben ihren Beitritt zur Entwicklungszone des Biosphärenreservats erklärt. Die Entscheidung der UNESCO über die Anerkennung der erweiterten Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer erfolgt Mitte 2023. „Die niedersächsische Wattenmeer-Region verbindet in unverwechselbarer Weise eine einzigartige Naturlandschaft mit einer lebendigen, durch menschliche Nutzung geprägten Kulturlandschaft hinter dem Deich. Die Auszeichnung als UNESCO-Biosphärenreservat soll den Rahmen schaffen für eine nachhaltige Regionalentwicklung“, erklärt Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, die Verwaltungsstelle der Biosphärenregion ist.
Die Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer ist vom Einfluss des Meeres geprägt – wie weltweit mehr als 200 weitere Biosphärenreservate. Vom 17. – 21.Oktober trafen sich deshalb Vertreterinnen und Vertreter aus 13 Ländern in Wilhelmshaven zum internationalen Netzwerktreffen der Insel- und Küsten-Biosphärenreservate, um über Themen wie Renaturierung, Küstenschutz und Plastikvermeidung zu diskutieren. „Wir stehen vor globalen Herausforderungen wie dem dramatischen Klimawandel, der insbesondere maritime Gebiete bedroht. Das Netzwerk der Biosphärenreservate dient dem Erfahrungsaustausch und der gemeinsame Erarbeitung von Lösungsansätzen, die regional umgesetzt werden“, so Südbeck.
Das 1997 anerkannte UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe ist das größte und in Teilen älteste deutsche Biosphärenreservat (bereits 1979 war das Biosphärenreservat Mittelelbe in Sachsen-Anhalt anerkannt worden, das 1997 im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe aufging). In seiner Längserstreckung über 400 km repräsentiert es ein relativ naturnah erhaltenes Fluss- und Auenökosystem in den gemäßigten Breiten Europas. Fünf Bundesländer mit jeweils eigenen Verwaltungsstellen haben daran Anteil: Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Das seit 2002 durch ein eigenes Gesetz geschützte Biosphärenreservat „Niedersächsische Elbtalaue“ hat einen Flächenanteil von 20,1 Prozent am UNESCO-Biosphärenreservat und umfasst rund 100 Flusskilometer von Schnackenburg bis Barförde gegenüber von Lauenburg.
Der Drömling ist eine ausgedehnte Niederungs- und Niedermoorlandschaft beidseits der Ländergrenze östlich von Wolfsburg – auch „Land der tausend Gräben“ genannt. Die Länder Sachsen-Anhalt und Niedersachsen haben beschlossen, diese wertvolle Natur- und Kulturlandschaft länderübergreifend zu schützen und zu entwickeln und bereiten seit 2016 die Anerkennung eines länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservats vor. Bereits seit 2019 ist das Gebietsteil in Sachsen-Anhalt als naturschutzrechtliches Biosphärenreservat geschützt.
Herausgeber: Nds. Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz