Einsatz mit Kescher: Pelziger Geselle in Seenot

Der Marderhund war sichtlich erschöpft. Nach einer Erholungspause an Land flitzte er ins Unterholz
Foto: DGzRS – Die Seenotretter

Einen ungewöhnlichen „Einsatz“ haben gestern, Mittwoch, den 30. August 2017, die Seenotretter der Station Großenbrode (Ostsee) erlebt: In der Nähe des Liegeplatzes des Seenotrettungskreuzers BREMEN der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hatte die Besatzung ein schwimmendes Pelztier entdeckt, dem es nicht gelang, ans Ufer zurückzukommen. Das Tier schwamm Bordwände und Stege an, war aber offenbar schon sehr erschöpft.

Die Seenotretter setzten das Tochterboot aus und machten sich mit einem Kescher auf die Suche. Inzwischen hatten auch zahlreiche Yachtbesitzer den pelzigen Gesellen entdeckt und zeigten den Seenotrettern an, wohin der unfreiwillige Schwimmer gepaddelt war.

Schließlich fingen sie das Tier ein, das sie für einen Waschbären hielten. Nach einer längeren Erholungspause an Land im Netz des Keschers hatte das Tier neue Kraft gesammelt und flitzte ins Unterholz davon.

Das an den Waschbär-Experten Dr. Ulf Hohmann der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft des Landes Rheinland-Pfalz übersandte Foto enthüllte die Identität des Tieres: „Kein Waschbär, sondern ein Marderhund!“, urteilte der Fachmann. „Die beiden Arten sehen sich wirklich zum Verwechseln ähnlich.“

Seit Jahren breiten sich Marderhunde – wie auch Waschbären – in Deutschland aus. Ob damit eine Gefährdung für einheimische Tierarten einhergeht, ist nach Aussagen der Experten jedoch noch unklar – bislang fühlen sich die Tiere offenbar bei uns sehr wohl. Marderhunde führen übrigens ein strenges Familienleben: Das Männchen kümmert sich nämlich fast ausschließlich um die Kleinen. Die Mutter kommt nur zum Säugen und ist sonst auf Nahrungssuche.

Die scheuen nachtaktiven Tiere sind Allesfresser und ernähren sich neben Mäusen, Eiern und Schnecken auch von Obst und Aas. Freiwillig gehen sie eher nicht schwimmen, sie suchen ihre Nahrung aber häufig an Ufern. Das in Großenbrode „gefischte“ Jungtier war vermutlich bei der Futtersuche ins Wasser gerutscht.

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