Amerikanische Rettungseinheit 920th Rescue Wing für dramatische Rettung von zwei Deutschen aus Lebensgefahr ausgezeichnet
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat am Freitag, den 26. Januar 2018, die amerikanische Rettungseinheit 920th Rescue Wing der U.S. Air Force mit der Medaille für Rettung aus Seenot am Bande in Gold ausgezeichnet. Commander Kurt Matthews und sechs der im Juli 2017 beteiligten Retter nahmen die seltene Auszeichnung der Seenotretter im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg entgegen. An der Rettung waren seinerzeit über 80 Menschen beteiligt.
Etwa 800 Kilometer östlich der Küste Floridas war die Segelyacht zweier Deutscher am 7. Juli 2017 in Brand geraten. Vater und Sohn (66 und 48 Jahre alt) schafften es in letzter Sekunde, in die Rettungsinsel zu steigen. Der Sohn erlitt lebensgefährliche Brandverletzungen. In einer spektakulären Rettungsaktion gelang es der Sondereinheit 920th Rescue Wing der U.S. Air Force, die beiden zu retten.
Die Verleihungsrede hielt Gerhard Harder, ehrenamtlicher Vorsitzer der DGzRS.
„Der technische Fortschritt ermöglicht es heute, Rettungen weit entfernt von der Küste durchzuführen und unter Umständen, die früher undenkbar gewesen wären. Dennoch – technische Lösungen allein retten keine Menschen aus Seenot. Genau wie vor mehr als 150 Jahren, als unsere Gesellschaft gegründet wurde, sind es auch heute erst das Können, der Mut und die Beharrlichkeit der Retter, die es ermöglichen, Menschen aus Lebensgefahr zu befreien“, betonte Harder.
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Die Medaille für Rettung aus Seenot am Bande wurde zum ersten Mal seit 20 Jahren in Gold, ihrer höchsten Stufe, verliehen. Voraussetzung für eine Verleihung ist die Rettung durch oder für eine deutsche Besatzung aus Seenot, sofern sie unter besonders schwierigen Umständen und möglicherweise unter Lebensgefahr stattgefunden hat. Eingelegt in eine Urkunde übergab Gerhard Harder die Medaille an Colonel Kurt Matthews. Die anwesenden Retter erhielten eine dazugehörige sogenannte Bandschnalle, die als Brustabzeichen getragen werden kann.
Die Rettung der Besatzung der Segelyacht „Caroona“ war vor allem wegen der enormen Entfernung von der Küste und der lebensgefährlichen Verletzungen eines der Schiffbrüchigen hochkomplex. Über Satellitentelefon hatten Vater und Sohn Familienangehörige in Bremerhaven angerufen. Über diesen Umweg landete die Notmeldung bei der Feuerwehr in Bremerhaven, die kurz nach 15 Uhr (7. Juli 2017) die SEENOTLEITUNG BREMEN alarmierte. Zu diesem Zeitpunkt waren Vater und Sohn bereits in die Rettungsinsel gegangen. Die SEENOTLEITUNG setzte sich umgehend mit der amerikanischen Küstenwache in Verbindung.
Von der amerikanischen Küstenwache wurde die U.S. Air Force alarmiert. Der durch die amerikanische Küstenwache umgeleitete Tanker „Nord Nightingale“ erreichte zwar nach gut acht Stunden die treibende Rettungsinsel mit den beiden Deutschen, hatte aber vor Ort keine Möglichkeit, die beiden sicher an Bord zu nehmen. Fallschirmspringer der „Guardian Angels“ des 920th Rescue Wing wurden per Flugzeug ins Einsatzgebiet geflogen und sprangen mit medizinischer Ausrüstung und einem Rettungsboot aus dem Flugzeug in den Atlantik ab. Noch an der Rettungsinsel nahmen sie eine medizinische Erstversorgung der Schiffbrüchigen vor.
Die beiden wurden vom Rescue Team auf den Tanker gebracht. Zur Abbergung wurden zwei Hubschrauber, von einem weiteren Flugzeug begleitet, ins Einsatzgebiet geflogen. Mit Nachsichtgeräten konnte das Winsch-Manöver mit dem Tanker für Retter und Gerettete vorgenommen werden. Aufgrund der Entfernung war für beide Hubschrauber zweimaliges Nach-Tanken in der Luft sowohl während des Hin- wie auch während des Rückfluges erforderlich, was über die Flugzeuge erfolgte.
Die Hubschrauber landeten auf dem Orlando High School Football Feld, da sie aufgrund ihres Gewichts das Krankenhaus nicht direkt anfliegen konnten. Die Feuerwehr von Orlando brachte die beiden Geretteten ins Hospital.
Die beiden Hubschrauber flogen während der Mission je neuneinhalb Stunden, die Flugzeuge gut sechs Stunden bzw. gut sieben Stunden. Alle Einheiten legten je ca. 1.100 Meilen zurück. Beteiligt waren an der Rettungsmission über 80 Mitglieder der Spezialeinheit.
An der Verleihung im Internationalen Maritimen Museum, das die Veranstaltung der Seenotretter großzügig unterstützte, nahmen neben US-Generalkonsul Richard Yoneoka auch die beiden Geretteten teil. Besonders bewegend war der Moment des Wiedersehens von Rettern und Geretteten.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ist in Deutschland für den maritimen Such- und Rettungsdienst zuständig, den sie mit rund 60 eigenen Seenotrettungskreuzern und -booten durchführt. Sie fördert jedoch auch den Austausch von Fachwissen auf internationaler Ebene. Ihre gesamte Arbeit wird ausschließlich durch Spenden finanziert.
Sowohl das Internationale Maritime Museum wie auch das Bläserquartett des Polizeiorchesters unterstützten die Veranstaltung und verzichteten auf ihre Aufwendungen bzw. Gage.